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Vitamine

Vitamine sind chemisch gesehen völlig unterschiedliche Substanzen organischen Ursprungs, denen aber eines gemeinsam ist: Sie sind essentielle, d.h. lebenswichtige Substanzen. Mangel führt zu Gesundheitseinbußen, völliges Fehlen sogar zum Tod, wie die klassische Vitaminmangel-Krankheiten in der Vergangenheit oft genug bewiesen haben:

Skorbut - Mangel an Vitamin C
Rachitis - Mangel an Vitamin D
Beriberi - Mangel an Vitamin B1 (Thimian)
Pellagra - hauptsächlich Mangel an Vitamin B3 (Niacin)
Perniziöse Anämie - Mangel an Vitamin B12 (Cobalamin)

Zum Glück konnten die Krankheitsursachen in den letzten 100 Jahren erforscht und überwunden werden.

Mangel im Überfluß

Zwar sind Eiweiß- und Kalorienzufuhr ausreichend, aber die Vitaminversorgung vieler Menschen ist nicht so optimal, wie sie nach den heutigen Erkenntnissen sein könnte. "Bild der Wissenschaft" (3, 88) sprach von einem Mangel an Überfluß. Nur ein Viertel der Bevölkerung nimmt die empfohlene Tagesdosis von 12mg Vitamin E zu sich, so die Ergebnisse des WHO-Monica-Projektes im Raum Augsburg. In den neuen Bundesländern sieht es nicht besser aus. Dort wird nur von 50% die empfohlene Vitamin C-Menge erreicht.

6 Stufen abwärts ins Defizit

Das Stufen-Schema des Vitaminforschers Brubacher verdeutlicht eindrucksvoll, daß sich Vitamindefizite schleichend und lange Zeit unbemerkt entwickeln, bis sie schließlich zum Gesundheitsrisiko eskalieren.

Stufe 1: Die Vitaminspeicher im Gewebe werden teilweise entleert.
              Laborwerte und Gesundheitszustand sind zunächst noch unverändert.

Stufe 2: Verstärkt werden die körpereigenen Reserven aufgezehrt. Die
              Laborwerte zeigen verminderte Vitaminausscheidung im Urin. Der
             Blutspiegel beleibt jedoch immer noch unverändert. Leichtere
             Befindlichkeitsstörungen können auftreten.

Stufe 3: Vitaminabhängige Enzymreaktionen verlaufen eingeschränkt. Die
             Blutspiegelwerte zeigen leichte Veränderungen. Körperliche,
             geistige und psychische Belastbarkeit lassen nach. Langfristig
             gesehen, können bereits auf den ersten drei Stufen die Ursachen
             späterer chronischer Erkrankungen entstehen.

Stufe 4: Obwohl der Vitaminspiegel auch jetzt noch keinen dramatischen
             Abfall der Vitamin-Werte aufzeigt, machen sich zunehmende
             Einbußen des Gesundheitszustandes bemerkbar, z.B. erhöhte
             Infektanfälligkeit, verschlechtertes Allgemeinbefinden, nervöse
             Beschwerden, nachlassende Belastbarkeit, vermindertes
             Dunkelheitssehen, Kopfschmerzen etc.

Stufe 5: Charakteristische Mangelsymptome werden offensichtlich. Bei
              entsprechender Vitaminzufuhr besteht aber die Chance, daß sie sich
              wieder beheben lassen.

Stufe 6: Es entstehen nicht mehr umkehrbare Gewebe- und Organschäden,
             die zu schweren bleibenden Krankheitszuständen bzw. zum Tod
             führen.

Das Stufen-Schema zeigt, mit absoluter Sicherheit läßt sich ein Vitaminmangel erst bei schweren klinischen Mangelzuständen am Blutspiegel ablesen, also viel zu spät. Die Vitaminspeicher der Zellen können längst leer sein, obwohl der Blutspiegel noch "normal" ist. Für den vorausschauenden gesundheitsbewußten Menschen ergibt sich daraus als Konsequenz: die tägliche Ernährung regelmäßig durch zusätzliche Vitaminzufuhr, quasi als Sicherheitsdiät, zu ergänzen.

Bedarf und Versorgung

Ohne es zu wissen, benötigen viele Menschen mehr Vitamine, als sie zu sich nehmen. Vor allem in speziellen Lebensphasen, in denen der Vitaminbedarf besonders hoch ist:

- während der Wachstumsphase bei Kindern und Jugendlichen
- in Zeiten erhöhter geistiger und körperlicher Anstrengung
- in Schwangerschaft und Stillperiode
- in den Wechseljahren
- im Alter und bei Krankheit

Eine Risikogruppe der Vitaminversorgung stellen außerdem Raucher und Alkoholiker dar. Nicht nur, daß das Genußgift den Vitaminverbrauch erhöht, meist kümmern sich diese Menschen auch besonders wenig um eine gesunde, vollwertige Ernährung, so daß sich hier die negativen Auswirkungen sozusagen kumulieren.

Vitamindosierung

Wieviel Vitamin braucht der Mensch ? Bei Ernährungswissenschaftlern und Medizinern setzt sich immer mehr die Erkenntnis durch, daß die offiziellen Vitaminempfehlungen, wie sie auch die nachfolgende Tabelle zeigt, nur zur Verhütung von Mangelerscheinungen ausreichen. Auch wenn über die Größenordnung der Vitamindosen noch diskutiert wird, eines steht fest: Vitamine zur Optimalversorgung im Sinne von Lebensverlängerung und Schutz von chronischen Erkrankungen müssen weit höher, als bisher angenommen, dosiert werden.

Vitamin C

In Bezug auf Einsatzmöglichkeiten und Dosierung haben sich gerade bei diesem Vitamin in den letzten Jahren ganz neue Erkenntnisse aufgetan. Danach ist klar, Vitamin C kann mehr als vor Erkältung schützen. Die größte Bedeutung liegt in seiner antioxidativen Wirkung (Ausführlicheres über Antioxidantien im gleichnamigen Kapitel). Zahlreiche Ergebnisse der Grundlagenforschung weisen darauf hin, daß hochdosiertes Vitamin C eine Schutzwirkung gegen Krebs hat. Beispielsweise kann Vitamin C die giftigen Auswirkungen durch Schwermetallbelastung verringern. Außerdem verhindert Vitamin C die Nitronsaminbildung aus Nitraten, die über stark gedüngte landwirtschaftliche Produkte in die Nahrung gelangen. Wie hoch die ideale Vitamin C-Versorgung für einen krankheitsvorbeugenden Effekt angesetzt werden muß, wird immer wieder diskutiert. Nach Pauling und Rath ist die schlechte Vitamin C-Versorgung mitverantwortlich für arteriosklerotische Gefäßveränderungen, einem schwerwiegenden Risikofaktor des Herzinfarktes. Legt man die Bedarfszahlen der menschlichen Entwicklungsgeschichte zugrunde, dann ist die tägliche Dosis von 500mg eine optimale Größe. Wissenschaftler stellten fest, daß dies die Tagesdosis des vorzivilisatorischen Menschen war.

Vitamin B-Komplex

Den Vitaminen der B Gruppe ist eines gemeinsam, es sind Substanzen mit wichtigen Stoffwechselfunktionen im Bereich der Nerven. Stellvertretend hier einige Informationen über das nervenfreundliche Vitamin B1. Ein latenter Mangel ist relativ häufig bei Nervenstörungen, Darmerkrankungen, Alkoholismus und Reduktionsdiäten. Aber auch Schwangere, Leistungssportler und ältere Menschen bekommen oft zu wenig Vitamin B1. Eine Zusatzversorgung ist zu empfehlen.

Vitamin A

ist den meisten als "Augenvitamin" bekannt. Das hängt damit zusammen, daß Vitamin A-Mangel zu Sehstörungen, in schweren Fällen sogar zu Blindheit führt. In den Industriestaaten sind Unterversorgung Mangelsymptome allerdings selten. Warum sollte also bei uns einer guten Vitamin A-Zufuhr mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden ? Vitamin A wirkt vorbeugend bei verschiedenen Krankheitszuständen. Denn es hat wichtige Aufgaben im Team der Antioxidantien (mehr dazu im gleichnamigen Kapitel).

Vitamin E

In hoher Dosierung hat dieses Vitamin, ähnlich wie Vitamin C, Einfluß auf die Gefäßgesundheit, indem es arteriosklerotische Gefäßverengungen hemmt. Zusätzliche Vitamin E-Versorgung wird vor allem empfohlen Rauchern, Schwerarbeitern, Herzkranken sowie Patienten unter Strahlen- oder Chemotherapie. Die zahlreichen therapeutischen und präventiven Wirkungen beruhen vor allem auf der antioxidativen Funktion von Vitamin E zum Schutz vor freien Radikalen (mehr darüber im Kapitel über die Antioxidantien).

Vitaminoide

Vitaminoide sind lebenswichtige Substanzen mit vitaminähnlichen Eigenschaften. Der Körper kann sie in begrenzter Menge selbst herstellen. Gleichzeitig werden sie aber auch mit der Nahrung aufgenommen. Solange körpereigene Produktion und Zufuhr stimmen, entstehen keine Mangelerscheinungen. Bei Krankheit und Alter werden jedoch die Vitaminoidreserven im Körper überdurchschnittlich stark beansprucht. Ist außerdem die Versorgung über die Ernährung mangelhaft, entstehen versteckte Vitaminoid-Defizite. Zwar wirken sich diese nicht sofort aus, aber sie beeinträchtigen die Gesundheit langfristig gesehen. Die folgenden Informationen über die wichtigsten Vitaminoide zeigen, daß solche Risiken im Rahmen einer orthomolekularen Nahrungsergänzung nicht aufkommen müssen.

Beta-Carotin

Wer viel frisches Obst und Gemüse verzehrt, kommt ungefähr auf 1mg Beta-Carotin pro Tag. Das Nationale Krebs-Institut der USA empfiehlt aber schon 5mg/Tag, und um eine krankheitsvorbeugende Wirkung gegen Krebs und Gefäßverkalkung zu erzielen, geben viele Wissenschaftler sogar eine Tagesdosis von mindestens 15-20mg an. Dies ist praktisch nur durch zusätzliche Beta-Carotin-Aufnahme als Nahrungsergänzung zu erreichen.

Carnitin

hat eine Schlüsselrolle bei der Fettverbrennung. Im allgemeinen beträgt die tägliche Carnitin-Aufnahme 10-70mg. Carnitin ist vor allem in Milch und Fleisch enthalten, in pflanzlichen Produkten dagegen nur in sehr geringen Mengen. Wer sich rein vegetarisch ernährt, sollte an eine Carnitin-Ergänzung denken.

Ubichinon (Q 10)

hat lebenswichtige Aufgaben beim Energiestoffwechsel. Natürliche Quellen der Ubichinon-Versorgung sind Fleisch, Eier und pflanzliche Kost, insbesondere Keimöle. Klinisch manifeste Mangelerscheinungen wurden bisher nicht beobachtet. Auffallend ist aber, daß die Ubichinon-Konzentration im menschlichen Organismus, speziell am Herzen, ab dem 40. Lebensjahr abnimmt. Eine Ubichinon-Ergänzung mit fortschreitendem Alter erscheint sinnvoll.

Alpha-Liponsäure (Thioctsäure)

kommt in höherer Konzentration vorzugsweise in Herz und Leber vor. Das läßt den Schluß zu, daß es dort wichtige Stoffwechselaufgaben zu erfüllen hat. Geringe Mengen Alpha-Liponsäure sind in den meisten Nahrungsmitteln enthalten. Ob diese natürlichen Quellen eine ausreichende Versorgung sicherstellen oder ob eine zusätzliche Nahrungsergänzung notwendig ist, wird z.Zt. noch diskutiert.